…, ehem. Eishockeyprofi, aktueller Development Coach der Adler Mannheim und Projektpate des IHC Landau.

Mit 18 Jahren ging es für den gebürtigen Calwer von Schwenningen nach Nordamerika, wo er beim jährlichen Draft der besten Eishockeyliga der Welt, der nordamerikanischen National Hockey League (NHL), von den San Jose Sharks in der ersten Runde bereits an 20. Stelle gedraftet wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt war als deutscher Spieler nur Olaf Kölzig an 19. Stelle (1989) noch früher gedraftet worden. Mittlerweile haben es mit Moritz Seider (6. Stelle, 2019) und Leon Draisaitl (3. Stelle, 2015) zwei weitere deutsche Topspieler in der ersten Runde des NHL-Drafts noch weiter nach vorne geschafft.

Nach knapp zwölf Jahren und über die weiteren Stationen Nashville Predators, Florida Panthers, Pittsburgh Penguins und St. Louis Blues ging es im Jahr 2015 nach über 600 Spielen wieder zurück nach Deutschland zu den Adler Mannheim.

Seine sportlich größten Erfolge konnte er im Frühjahr 2018 feiern, als er als Kapitän der legendären Olympia-Nationalmannschaft in Südkorea beinahe nach der Goldmedaille greifen konnte – am Ende sollte es historisches Silber werden – 2019 gelang ihm mit den Adler Mannheim dann endlich der ersehnte, erste Titelgewinn.

Vor einigen Tagen konnten wir Marcel erfreulicherweise als Paten für unser Hallenprojekt im Landauer Ortsteil Arzheim vorstellen. Der sympathische Calwer erklärte sich ohne Zögern bereit, auch den Jungs und Mädels unserer U16-Mannschaft Fragen zum Leben eines Eishockeyprofis und seiner persönlichen Karriere zu beantworten. Was unserem Nachwuchs unter den Nägeln brannte? Lest selbst:

Wie alt warst du als du angefangen hast und wie bist du zum Eishockey gekommen?

Ich war so ca. drei Jahre alt als ich das erste Mal meine Schlittschuhe angezogen bekommen habe. Mein Papa war früher Eishockeyspieler in Esslingen, das war sein Hobby. Und dann hat eins zum anderen geführt. Mein älterer Bruder hat gespielt, dann wollte ich wahrscheinlich auch aufs Eis und das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin.

Was hat dich motiviert beim Eishockey zu bleiben?

Spaß hat es auf jeden Fall immer gemacht – macht‘s mir immer noch. Ich freue mich schon auf die ersten Hobbyligatrainingseinheiten. Ich habe schon ein paar Angebote von Mannschaften, bei denen ich als Probespieler mal kommen darf (lacht).

Ne, also ich glaube, wenn es einem keinen Spaß macht, dann wird das von vorneherein nichts und ist zum Scheitern verurteilt. Wenn man dazu gezwungen wird etwas zu machenwas einem aber eigentlich keinen Spaß macht, glaube ich, hört man früher oder später einfach auf. Aus Frust, keine Lust mehr – ja man langweilt sich wahrscheinlich dann auch irgendwann. Aus dem Spaß wird dann Leidenschaft und dann irgendwann als Profispieler brauchst du auch die nötige Disziplin, denn dann ist es dein Job. Die brauchst du dann, um auch an Tagen, an denen es dir keinen Spaß macht oder wo es weh tut, das alles voll durchzuziehen.

Wie bist du so gut geworden?

Ich bin sportbegeistert, meine Familie ist generell sportbegeistert. Ich denke, ich habe aber auch immer die Arbeit investiert, die ich musste und sollte – wenn‘s geht sogar immer noch ein bisschen mehr. Ich denke das ist überall so – von nichts kommt nichts!

Wie oft musstest du in der Woche trainieren?

Während der Saison war Montags normalerweise „frei“ – das heißt allerdings nicht frei. Da war zwar kein Eistraining, waren keine Meetings, aber wer eine Behandlung haben willl oder muss, dem stehen die Physiotherapeuten eigentlich grundsätzlich Tag und Nacht zur Verfügung. Die, die keine Behandlungen brauchen, machen dann an solchen Tagen die ein oder andere regenerative Einheit. Das heißt ein Spaziergang, lockeres Joggen, Fahrradfahren oder Yoga. All das, was dem Körper guttut, damit man dann Dienstags wieder bereit war.

Der Sommer war für uns nicht frei, denn da heißt es umso mehr: Vollgas geben, damit man im Winter weiterhin fit ist und durchkommt! Das wird dann alles so gesteuert, dass man selten mehr als einen Tag komplett frei hat. Die Trainingseinheiten (Mo-Fr/Sa) sind so gesteuert, dass es richtig harte, mittelmäßige, ein bisschen leichtere und immer wieder regenerative Einheiten gibt. Das ändert sich dann während den Wochen und während den Monaten. Mal gibt es härtere Wochen, mal lockere.

Was war dein schönstes Tor, an dass du dich gerne zurückerinnerst?

Da gibt‘s ein paar, an die ich mich gerne erinnere.  Ich denke eins davon, war auf jeden Fall mein erstes Tor in der NHL. Das war damals in den Playoffs gegen Colorado (Avalanche, Anm. d. Red.). Da habe ich den Game-Winner, was gleichzeitig auch der Serien-Winner war, geschossen. Damit sind wir ins Conference-Finale eingezogen. Ich habe auch noch den Puck daheim. Da habe ich so eine kleine Trophäe mit einer goldenen „1“ gekriegt von den San Jose Sharks.

Was isst man als Profisportler?

Da sage ich immer: alles. Ich bin jetzt nicht auf so einer Ernährungsschiene, bei der man sich vegan (rein pflanzlich, Anm. d. Red.) oder ketogen (kohlenhydratlimitiert, protein- und energiebilanziert und deshalb fettreich, Anm. d. Red.) ernährt. Da gibt‘s ja zig verschiedene Sachen. Ich bin der Meinung, wenn man sich ausgewogen ernährt – dazu gehört Gemüse, Obst, nicht nur Nudeln, nicht nur Pizza, sondern halt auch mal mehr Kartoffeln oder mehr Reis – darf es aber auch mal ein Eis oder Schokolade zum Nachtisch sein. Ich denke, wenn man sich da zu sehr auf ein Ding einschießt, dann ist einfach auch über den langen Zeitraum gesehen insgesamt die Belastung ein bisschen zu groß. Aber man muss natürlich trotzdem Disziplin zeigen. Man kann nicht nur Popcorn oder Eis essen, das ist der total falsche Weg.

Wer war dein Lieblingsspieler in der NHL als du noch jünger warst?

Naja, früher hat man noch nicht so viel schauen können, da gab‘s noch keine Smartphones. Ich habe generell wenig Eishockey bzw. Highlights geschaut. Aber ein Name war natürlich immer Lemieux oder Gretzky. Und ich fand‘ dann immer den Lemieux richtig gut, aber den Gretzky natürlich auch. Als ich angefangen habe als Profi zu spielen, fand ich auch Peter Forsberg immer richtig stark.

Wer war der beste Spieler, gegen den du in der NHL spielen musstest oder durftest?

Als ich drüben war, fand ich den Pavel Datsyuk (ehem. Detroit Red Wings, Anm. d. Red.) unglaublich. Er war nie der Schnellste, nie der Größte, nie der Kräftigste oder Stärkste, aber er ist gegen drei Gegenspieler in die Ecke und kam alleine mit der Scheibe wieder raus! Und auch defensiv war er unglaublich stark und es war richtig schwer gegen ihn zu spielen.

Aber da gibt’s genauso andere. Ich habe zum Beispiel gegen und mit Sidney Crosby gespielt und die Leistung, die er bringt, kommt nicht einfach so. Er trainiert hart und – klar – ein “bisschen Talent” hat er auch und das Eishockeyverständnis ist wahrscheinlich auch “ein bisschen über dem Durchschnittsspieler”. Aber ja, das hat schon einen Grund, warum er über Jahre hinweg der Topspieler und das Aushängeschild der Pittsburgh Penguins und der Liga war.  Und in meinen ersten Jahren hat mich auch Patrick Marleau (San Jose Sharks, Anm. d. Red.) beeindruckt. Er war für mich immer ein Führungsspieler. Er hat immer seine Arbeit gemacht und hat nie ein großes Tamtam um sich selbst gemacht, sondern immer die Mannschaft in den Vordergrund gestellt. An ihm und an seiner Art habe ich versucht mir ein Beispiel zu nehmen. Ich habe mir damals gedacht, das ist das, was einen guten Mannschaftsspieler ausmacht und das habe ich versucht dann auch umzusetzen.

Kannst du dir vorstellen nach deiner Eishockeykarriere beim IHC Landau Skaterhockey zu spielen?

(Lacht) Ja also ich weiß nicht, ob ich da mitkomme… Ich habe ja ein Benefizspiel gegen die Jungs gespielt und das sind schon Wahnsinnsbedingungen, unter denen man dort spielen muss. Das war so heiß, ich glaube mehr als ein Spiel halte ich da nicht durch. Aber wer weiß, sag niemals nie…

Bildquelle: ran.de